Das Rad in Fahrt
Seit nunmehr über 300 Jahren rollen Räder durch Brinkum. Räder, die nicht nur Ackerwagen der Bauern bewegten, sondern Postkutschen, Frachtfuhrwerke und später die Eisenbahn und die Kraftfahrzeuge.
Brinkum -vor den Toren Bremens- liegt an zwei wichtigen Fernstraßen, die als Handelsstraße zum Segen und als Heerstraße zum Fluch für unseren Ort wurden.
Dennoch, der seit dem 18. Jahrhundert zunehmende Fernverkehr hat ständig an Bedeutung gewonnen und das Gesicht Brinkums geprägt.
Die Geschichtswerkstatt möchte dies mit einer Ausstellung an Hand von Texten und Bildern deutlich machen.
Die aktuellen Bestrebungen der Gemeinde und der Geschäftswelt „Brinkum in Fahrt“ zu bringen, möchten wir mit unserer Arbeit unterstützen und darüber hinaus das Interesse an Brinkums Vergangenheit und Zukunft wecken.
am 26. März 2006, 11:00 Uhr
durch Belinda Schomann.
Öffnungszeiten:
Sonntag | 26. März 2006 | 11:00 – 17:00 Uhr |
Samstag | 1. April 2006 | 11:00 – 17:00 Uhr |
Sonntag | 2. April 2006 | 11:00 – 17:00 Uhr |
Samstag | 8. April 2006 | 11:00 – 17:00 Uhr |
Sonntag | 9. April 2006 | 11:00 – 17:00 Uhr |
oder nach Vereinbarung, Telefon 89 22 41 oder 89 14 15 |
Bei dieser Ausstellung haben mitgewirkt:
Harry Schröder, Karin Busch, Henry Marquardt, Horst Rauschert, Christa Schöningh, Reinhold Schwier, Doris WiedeDie Dokumentation wurde erstellt von Harry Schröder und Rainer Mewe.
Sie finden sie auch im Internet unter: www.brinkum-in-fahrt.de
Das Brinkumer Wappen
Der Ort Brinkum, heute ein Ortsteil der Gemeinde Stuhr, liegt auf einem Geestrücken am Rande der Marsch. Es wurde um den Brink herum gesiedelt und entstand daher der Name Brinkum.
Bis zur Gemeindereform verfügte Brinkum über ein eigenes Wappen. Dieses sagte einiges über die Geschichte des Ortes.
1.Das Rad ist ein altgermanisches Sonnenrad und soll auf die frühe Besiedlung durch die Chauken hinweisen.
2.soll das Rad ein Hinweis auf den von Bremen und Brinkum ausgehenden Frachtfuhrwerksverkehr vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert hinein durch Brinkumer Frachtfuhrleute, die sogenannten Leister, sein.
Die beiden über den Radrand hinausragenden Speichen versinnbildlichen die Gabelung der Handels- und Verkehrswege (Vor dem Bau der Umgehungsstraße führten B6 und B51 durch den Ort).
Brinkum gehörte im Laufe der Geschichte manchmal zur Grafschaft Hoya und manchmal zum Bistum Bremen. Auf beide Tatsachen weisen die Farben der Grafen von Hoya (gelb/schwarz) und der Freien Hansestadt Bremen (rot/weiß) hin. Die Farben im Schildkopf sollen auf die jahrhundertealte Zusammenarbeit mit Bremen hinweisen.
Die Bremer Straße

Man muss allerdings berücksichtigen, dass sie einen großen Teil des Jahres in der Marsch vom Wasser überflutet gewesen sein musste. Das geschah immer dann, wenn oberhalb von Arsten die schwachen Weserdeiche brachen und sich das Wasser in die Ochtumniederung ergoss.
In großer Zahl zogen die Frachtfahrer durch den hannoverschen Zollort Brinkum. Gleich zwei wichtige Verkehrsadern durchliefen den Ort. Die eine führte Richtung Osnabrück ins Rheinland und die andere Richtung Hannover.
Auf dem Weg in die Hansestadt kehrten die Frachtfahrer wegen des Bremischen Torschlusses gern in Brinkum ein.
Brinkum im Jahre 1773

Das Brinkumer Zollhaus

Hier musste auch für die Benutzung des Steinweges durch die Marsch ein Wegegeld und teils auch ein höherer Zoll entrichtet werden. Wenn die Marsch im Winter überschwemmt war, lagen 8 flache Kähne bereit, um Pferd und Wagen per Schiff durch die Marsch nach Bremen zu bringen. Das Amt Syke schrieb hierfür eine feststehende Taxe vor, die beim Zollamt bezahlt werden musste.

Formulare des Zollamts Brinkum aus dem achtzehnten Jahrhundert.
Fernfrachtfahrten
Die Frachtfuhrleute – Die Leister
Als die Waren noch „per Achse“ befördert wurden,bildeten die Frachtfuhrleute eine große Gilde mit eigenen Sitten, Gebräuchen, Liedern und Trachten.
In einigen Gegenden Deutschlands hatten sich ganze Dörfer dem Frachtfuhrwesen verschrieben. Eine von diesen 6 bis 7 Fuhrmannszentralen und wohl die bedeutendste war Leeste-Brinkum. Die günstige Lage an den beiden verkehrsreichen Handelsstraßen nach dem Westen und Süden sowie die Nähe von Bremen als Seehafen für aus- und eingehende Kaufmannsgüter hatte es mit sich gebracht, dass in diesen beiden Dörfern das Frachtfuhrwesen als bäuerliches Neben-, vereinzelt wohl auch als Hauptgewerbe herangebildet wurde.
Nach den Feststellungen von C.H. Hüchting gab es um 1830 in Leeste, Brinkum sowie benachbarten Ortschaften und der Stadt Bremen insgesamt 250 Fuhrleute, von denen Leeste mit 178 Namen die weitaus größte Anzahl stellte.
Im allgemeinen unterhielt ein Hof ein Frachtfuhrwesen, vereinzelt hatten sich einige Bauern zu einem gemeinsamen Fuhrunternehmen zusammen getan. Es gab aber auch Höfe mit mehreren Gespannen. Claus Schulte in Leeste soll in der Blütezeit 28 Pferde, eine eigene Schmiede sowie eine Stellmacherei besessen haben.
Frachtfuhrwagen
Die blau angestrichenen Frachtfuhrwagen hatten noch hölzerne Achsen mit Splinten als Sicherung. Infolgedessen durfte an keinem Wagen der „Smeerpott“ fehlen. Wenn ein jüngerer Begleiter die Reise mitmachte, musste er als „Splintenkieker“ seines Amtes walten. Als weitere Zubehörteile seien außer der Laterne mit Glas- und Hornscheiben der schwere eiserne Hemmsch erwähnt.


Fuhrmannstracht
Die Fuhrmannstracht um 1830 bestand aus einem blauen Kittel mit roten oder weißen Achselstickereien, kurzen ledernen Hosen, langen Strümpfen und Gamaschen mit roten Bindebändern oder den langen Fuhrmannsstiefeln, die bis über das Knie gingen.
Dazu kam ein rotes baumwollenes oder seidenes Halstuch und ein runder, ursprünglich mehr zylinderförmiger Hut mit Schnur und Troddel, unter dem eine lederne Kappe oder Zipfelmütze getragen wurde.
Gelegentlich pflegte der Fuhrmann seinen Hut mit einem Blumenstrauß zu schmücken. Gegen die Unbilden der Witterung schützte die „Chinillje“, der wollenen, blaue, innen rot gefärbte Umhang mit langem Schulterkragen.

Reiseausrüstung
Zur weiteren Reiseausrüstung gehörte die um den Leib geschnallte lederne Geldkatze, die halblange Meerschaumpfeife mit Silberbeschlag, der lederne Tabaksbeutel, das Reisefeuerzeug mit Stahl und Feuerschwamm und die Peitsche mit dem aus der Salweide hergestellten vierfach gedrehten Peitschenstiel. Mit der Peitsche lenkte der Fuhrmann seine Pferde und gab damit die Richtung an.
Geldkiste

Hänselung
In Nürnberg war die „Linie“ der großen Frachtfuhrmannschaft. Nur wer da „gehänselt“ war, was geschah, wenn er zum ersten Male dahin kam, war ein „rechter Fuhrmann“.

Hänselgeräte
Dietrich Lohmann (Fassens) aus Brinkum ist am 23. Juni 1856 in Nürnberg gehänselt worden. Es ist das die letzte Eintragung im Hänselbuch des „Goldenen Engels“ zu Nürnberg.
Als Paten bei diesem Hänseln werden ein Dietrich Voßmeier aus Erichshof und ein Heinrich Iden aus Leeste genannt, und es ist hierbei recht üppig gefeiert worden.
![]() Frachtfahrer Dietrich Lohmann, Brinkum, wurde 1856 in Nürnberg „gehänselt“ |
![]() Heinrich Iden aus Leeste war bei der Hänselung von Dietrich Lohmann Pate |


Bremer Straße 29 Hausname: Fassens
Reihe der Stelleninhaber, soweit bekannt:
1530 1580 1585 1596 Vor 1659 1678 1696 Vor 1737 Vor 1747 1777 1786 18261875 |
Fassmer Henrich Vassmer Heinrich Vassmer Heinrich Vassmer, gen. MeyerTochter Margarethe OO Dietrich Buschmann Dietrich Buschmann Hinrich BuschmannDiedrich BuschmannWw. Metje Buschmann OO Dietrich Müller Wöbbeke Müller OO Albert Lohmann Albert Lohmann Dietrich LohmannJohann Hinrich Lohmann durch Erbschaft von der Witwe seines Bruders Dietrich Dietrich Lohmann Dietrich Lohmann, Oberlandwirtschaftsrat a. D. Dr. Dietrich Lohmann Ilse Lohmann Gemeinde Stuhr |
Heute wird das Haus als Seniorenbegegnungsstätte genutzt.
Hofstelle heute:
Reihe der Stelleninhaber, soweit bekannt:
1829 1857 1869 18741908 1930 1945 1946 |
Heinrich Schweers, Freisasse Heinrich Schweers, Erben Georg Dietrich Schweers Joh. Cord Lindhorst, durch Kauf Das Gebäude wurde abgerissen und neu errichtet. Der südliche Flügel wurde an die Post verpachtet. Arend Förster, durch Kauf Fritz Förster, durch Erbe zerstört Der nördliche Teil der Gebäude wurde neu errichtet und an die Post verpachtet (jetzt Eisdiele) Fritz Walde, Drogerie übernimmt das Gebäude Marcella Walde |

Geschichtliches:
Ganz rechts im Bild sieht man einen Teil des sogenannten „Juliusturmes“. Dort befand sich z.Zt. der Familie Schweers eine Mälzerei. Später wurde es u.A. von einer Bank, einer Druckerei und einem Friseurgeschäft genutzt.
Nach dem Krieg wurde es zu einem Postamt umgebaut. Danach erwarb der Drogist Walde das Gebäude. Jetzt ist es an eine Eisdiele verpachtet.
Hausplatz heute:

Reihe der Stelleninhaber, soweit bekannt:
1829 1857 1869 1874 1908 1930 1945 |
Heinrich Schweers, Freisasse Heinrich Schweers, Erben Georg Dietrich Schweers Joh. Cord Lindhorst, durch Kauf Das Gebäude wurde abgerissen und neu errichtet. Der südliche Flügel wurde an die Post verpachtet. Arend Förster, durch Kauf Fritz Förster, durch Erbe zerstört |
Hausplatz heute:
Geschichtliches:
Im südlichen Flügel war das „Kaiserliche Postamt“ untergebracht. Von hier fuhren die Postkutschen über Land und versorgten die ganze Gegend von Kirchweyhe bis Harpstedt mit Post.
Bremer Straße 17, Hausname: Stubbens
Reihe der Stelleninhaber, soweit bekannt:
1580
1649 |
Helmerich Dedeken Elert Deetken verkauft an Dieterich Stubbe Henrich StubbeHinrich Müller Hinrich Müller I. Hinrich Müller II. Witwe Anna Müller Hinrich Müller Witwe Margr. Elisabeth Müller Hinrich Müller Margrethe Elisabeth Müller OO Albert Lohmann Fassens Hinrich Lohmann Heinrich Lohmann Anna Drücker Erich Rauschert Horst Rauschert |
Hofstelle heute:




Die Gaststätte Dammschmidt, Melchiorshausen, war eine der größten Ausspanne der Region. In den Ställen fanden bis zu 70 Pferde Platz.
Ende des Frachtfuhrwesens
Mit dem erweiterten Bahnbau, für unsere Gegend war die Inbetriebnahme der Osnabrücker und Hamburger Bahnen in den Jahren 1873/74 ausschlaggebend, war das Frachtenfahren nicht mehr lohnend und hörte bald ganz auf.
Es wird dem Frachtfuhrmann schwer geworden sein, die Landstraßenpoesie und die alten Sitten und Gebräuche zu entbehren, den blauen Fuhrmannskittel an den Nagel zu hängen, um selbst wieder den Pflug in die Hand zu nehmen. Für den Hof war es so besser…
Auszug aus einem Tagebuch

Verkehrshindernis Marsch

Diese Aufnahme zeigt anschaulich, wie weitflächig die Brinkumer Marschwiesen unter Wasser standen.

Der Zustand der Wege machte das Reisen zur Qual. Dies mag man am Beispiel des alten Steinweges durch die Marsch erkennen. Diese alte Handels- und Heerstraße stand im Winter oft monatelang vom Ortsrand bis zur Ochtumbrücke unter Wasser. Das trat immer dann ein, wenn oberhalb von Arsten die schwachen Weserdeiche brachen und sich das Wasser in die Ochtumniederung ergoß. Der ausgespülte Weg wurde im Frühjahr immer wieder mit Steinen und Buschwerk befestigt.
Nach 1600 wurde der wichtige Damm mit Strohwiepen und Birkenbaken wie ein Fahrwasser auf dem Watt besteckt, um so den Weg zu markieren.
Wenn das Wasser nun gar zu hoch stand, so daß sich kein Wagen mehr hindurchwagen konnte, wurden Pferd und Wagen per Schiff durch die Marsch gebracht. Es lagen hüben und drüben Fähren bereit, die die Reisenden gegen Entgelt durch die Fluten schifften. Seit dem 16. Jahrhundert bestand dieser (seit 1603 konzessionierte) Schiffsverkehr. Im Jahre 1777 schreibt das Amt Syke eine feststehende Taxe vor, die beim Zollhaus in Brinkum -hier lagen immer 8 flache Kähne bereit- entrichtet werden mußte.
Die an dieser Überfahrt beteiligten Unternehmer scheinen ihr Gewerbe nicht immer in gegenseitig freundschaftlich friedlicher Verständigung betrieben zu haben, denn Akten von erheblichem Umfang sind Zeugen von Streitigkeiten zwischen „Arster und Brinkumer Schiffern“, die sogar manchmal aus dem Rahmen einer „übereifrigen“ Konkurrenz in eine wüste Schlägerei ausarteten.
Die alte Bremer Straße (heute Wirtschaftsweg)
Der Zustand dieser alten Heer- und Handelsstraße muss früher verheerend gewesen sein.
Wegen der winterlichen Überschwemmungen berichtete eine Akte:
„So wird wohl die Nothdurft erfordern, daß an solchem Steinwege einige Pfähle gesetzt werden, wonach die Fuhr- und andere reisende Leute bey großem Wasser sich richten können.“
Der Syker Amtmann berichtete:
„Ich bin bey hohem Wasser, und wan der Brinkumer Steinweg ausgetrieben gewesen, darauf mit anderen Leuthen ofte in Lebensgefahr gewesen.“
Wenn das Wasser nun gar zu hoch stand, so daß sich kein Wagen mehr hindurchwagen konnte, wurden die Frachtwagen mitsamt den Pferden per Schiff von Kattenturm nach Brinkum hinüberbefördert.
Weil dieser Zustand in jedem Winter ausnahmslos einzutreten pflegte, hielt man hüben wie drüben Fähren bereit, die die Reisenden trockenen Fußes an das jenseitige Ufer brachten.
Seit dem Jahre 1603 wird sie als ein „Konzessionierter Schiffsverkehr“ bezeichnet.
Das Amt Syke schreibt hierfür eine feststehende Taxe vor.

Rettung aus Wassersnot
Eine Tat wahrer Nächstenliebe
Von Heinrich Keese, Nordwohlde
Das Jahr 1784 hatte für Norddeutschland starken Frost und heftige Schneefälle gebracht, und Flüsse und Seen lagen unter einem dicken Eispanzer. Als dann plötzlich Tauwetter einsetzte, brach das Eis der Weser und mit ihm die Deiche bei Hoya und Thedinghausen. Die Wasserfluten ergossen sich in die Brinkumer Marsch und überraschten am 1. März sechs Einwohner aus Brinkum und Leeste, die sich auf dem Heimwege vom Markt der Stadt Bre-men nach ihren Dörfern befanden. Es waren aus Brinkum Eilert Butelmann, Hinrich Wöhler und Albert und Konrad Meyer, die anderen, Heinrich Meyer und Jobst Hinrich Eggers, stammten aus Leeste. Auf ihrem Wege durch die Marsch sahen sich die Männer plötzlich von Wasser und Eisschollen umgeben. Obwohl sie auf einem festgebauten Frachtwagen saßen, meinte Konrad Meyer mehr Sicherheit auf einer steinernen Brücke zu finden. Aber eine Eis- scholle riß ihn nieder, und er konnte sich gerade noch an einer starken Weide fest- halten. Übel erging es dem fünfzehnjährigen Jobst Hinrich Eggers. Voller Angst vor den brüllenden Wogen sprang er ins eiskalte Wasser und schwang sich auf ein gerade vorbeitreibendes Pferd, das irgendwo ent-laufen war. Doch Jobst Hinrich stürzte mit dem Pferd in einen Graben, mußte es los-lassen und erreichte ganz im letzten Augenblick noch einen der starken Pfähle, die den Weg begrenzten. Es erwies sich als notwendig, die unruhigen Wagenpferde loszubinden, damit sie den Wagen nicht von der einigermaßen festen Straße herunterzerrten. Der Fuhrmann Eilert Butelmann und sein Nachbar Wöhler unternahmen das Wagnis. Dabei fielen beide ins Wasser und gelangten unter großen Ängsten wieder auf den Wagen. Eines der Pferde wurde abgetrieben, das andere rettete sich auf eine etwas höhere Stelle. Nun begannen schwere Stunden für die sechs. Sie winkten und schrien um Hilfe. Aber woher sollte Hile kommen? Von Brinkum waren sie weit entfernt, und da gab es auch wohl kaum so starke Boote, wie sie für diesen Eisgang erforderlich gewesen wären. Der Kattenturm lag näher, und von dort sah man auch die Unglücklichen und hörte ihre verzweifelten Rufe. Beherzte Männer unternahmen mehrere Rettungsversuche mit Pferdefuhrwerken. Aber |
die starke Strömung und die treibenden Eisschollen brachten diese Versuche zum Scheitern. So schien denn das Schicksal der sechs Männer besiegelt. Mochten ihnen, wenn der Wagen hielt und die Kräfte der beiden außerhalb des Wagens ausreichten, Wasser und Eis im Augenblick nichts anhaben können, so würden Kälte und Erschöpfung ihnen in der Nacht sicher den Tod bringen. Dieses Elend hatten einige Marktbesucher gesehen, die beim Kattenturm übernachten wollten, dort aber keinen Platz mehr gefunden hatten. Sie kehrten auf dem Rückwege nach der Stadt bei einem Grönlandfahrer, namens Hinrich Engelcke, ein und erzählten, was sie beim Kattenturm erlebt hatten. Engelcke sprach gleich davon, daß er die Männer aus Wassernot retten wolle, nur müßten ihm einige Beistand leisten. Doch von den vielen Gästen fand sich nur einer bereit, mit Engelcke die Fahrt zu wagen. Segelke Schierenbeck hieß der Brave, er war aus Leeste. Als sich nun keiner mehr meldete, erinnerte sich Engelcke an zwei Matrosen, sicher Grönlandfahrer wie er, bewährt in Not und Gefahren. Es waren Harm Fricke und Christian Tienemann, in der Vorstadt wohnhaft. Engelcke ging zu ihnen und erzählte von seinem Vorhaben, und die beiden Seefahrer folgten ihm, als wäre das selbstverständlich. Nun mußte noch ein starkes und geräumiges Boot gefunden werden, das dem Eisgang und der Strömung gewachsen war. Nach vielem Hin und Her konnten die vier mutigen Männer um sieben Uhr abends vom sicheren Kattenturm wegrudern. Mühsam arbeiteten sie sich durch die Eisschollen an die sechs Männer heran und nahmen sie einen nach dem anderen ins Boot. Den Geretteten war es anzusehen, wie nahe sie der Erschöpfung und dem Tode gewesen waren. Kurz nach neun Uhr waren Boot, Retter und Gerettete wieder am sicheren Ufer. Aber sie vergaßen auch nicht die hilflose Kreatur, sondern holten auf einer Zweiten Fahrt das eine Pferd an Land. So bewährten sich vor hundertachtzig Jahren schlichte Männer, sicher ohne Aussicht auf klingenden Lohn, nur getrieben von der inneren Stimme. Ihre Tat ist es wohl wert, daß sie nicht in Vergessenheit gerät. „Hoch klingt das Lied vom braven Mann!“ (Nach einem Bericht des Amts Syke) |
Überfall auf den Wagen des Herrn Präfecten des Departements der Wesermündungen
Hinter dem Hause sind am 5. April 1813 drei Männer aus Brinkum und zwei aus Leeste standrechtlich erschossen worden.
Gerichtsverhandlung und Urteil
Auszüge aus dem Dokument
…welche beschuldigt sind, in einem aufrührerischen Verein mit gewaffneter Hand auf der großen Route den Wagen des Herrn Präfecten des Departements der Wesermündungen geplündert zu haben.
Nachdem die Stimmen von unten aufwärts gesammelt waren, und der Präsident die seinige zuletzt abgegeben hatte, verurtheilt die Militär-Commißion einstimmig zur Todesstrafe die Angeklagten: Hoopmann (Reinhard) Knochenhauer (Johann) Kramer (Wilhelm) Schwartz (Albrecht Georg) und Coors (Johann Hermann), in Gemäßheit der Befehle Sr. Majestat des Kaysers und Königs und Sr. Excellenz des Kriegsministers, welche so lauten:
„Jede Beschimpfung oder Aufwiegelung gegen Franzosen, jeder Aufstand oder Nachstellung gegen eine Administration oder eine öffentliche Behörde, jede Aufpflanzung von Zeichen, welche einen Aufstand bezwecken, jeder Unfug, welcher die öffentliche Ruhe beeinträchtigt, jeder Aufruf zur Empörung soll mit dem Tode bestraft und vor einer Militair-Commission gerichtet werden.“
Befiehlt dem Rapporteur die Freygesprochenen der weiteren Verfügung Sr. Excellenz des General-Lieutenants Grafen von Vandamme zu übergeben, sogleich das gegenwärtige Urtheil den Verurtheilten in Gegenwart der unter den Waffen befindlichen Wache vorzulesen und es endlich binnen 24 Stunden in seinem ganzen Umfange vollstrecken zu lassen.
Befiehlt den Druck und die Anschlagung des gegenwärtigen Urtheils bis zu 500 Exemplaren, auf Rechnung der Verurtheilten.
Brinkumer Postgeschichte
Auf einem Freisassenhof – heute Bremer Straße 1 Hildebrandt- war die erste Brinkumer Post.

Am 21.05.1833 wurde in Brinkum eine Hannoversche Postspedition eröffnet, um eine Verbindung zwischen Hannover und Ostfriesland zu ermöglichen.
Die erste Brinkumer Post war in einem Hause an der jetzigen Bremer Straße 1 untergebracht. Dieses und die umliegenden Grundstücke gehörten zu einem Freisassengut, welches damals im Besitz der Familie Schweers war.
Auf dem freien Platz vor dem Hause fuhren die Fahrposten von Bremen, Hannover und Osnabrück kommend vor, um die „Fahrpostgegenstände“ auszutauschen.
Ein Postwagen kam vom Hauptpostamt auf dem Domshof in Bremen und brachte die Postsachen für die ganze Gegend, die von hier aus bestellt wurden. Wenn die Post in Brinkum reinfuhr, fing der Postillion schon bei der Kirche an zu blasen. Einer von den beiden letzten Postillionen soll das wunderschön gekonnt haben.
Von dem Brinkumer Postamt fuhren dann besondere Postwagen nach Harpstedt, Heiligenrode und Kirchweyhe. Diese Postwagen hatten Sitze mit Verdeck, die außer dem Postschaffner, der zugleich Fuhrmann war, noch für zwei Reisende Platz bot.
„Postenveränderung“
Aus der Bekanntgabe einer „Postenveränderung“ vom 1. Januar 1848 entnehmen wir:
Vom 1. Januar 1848 an, ciculieren die Posten wie folgt:
1. Fahrpost von Bremen nach Syke – Abgang täglich 9 Uhr morgens, Ankunft täglich 10 Uhr morgens, womit die Briefe und Fahrpostgegenstände nach Syke, Asendorf, Nienburg usw. spediert werden.
2. Fahrpost von Syke nach Bremen – Abgang täglich 6 Uhr abends, Ankunft in Brinkum 7 Uhr abends, womit die Briefe und Fahrpostgegenstände nach Bremen usw. spediert werden.
Bei der erstgedachten Post, müssen die Briefe bis 8 1/2 Uhr und Fahrpostgegenstände bis 8 Uhr morgens aufgeliefert sein. Bei der zweiten Post sind die Briefe bis 6 Uhr und die Fahrpostgegenstände bis 5 Uhr abends aufzuliefern.
Die Osnabrücker Post circuliert wie bisher.
Brinkum, den 1. Januar 1848
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Die letzte Kutsche nach Bremen wurde von Johann Kleemeyer gefahren. In der Regel wurde einmal morgens und einmal nachmittags gefahren. Die Post wurde in Bremen beim Postamt 6 am Buntentorsteinweg ausgetauscht. Gegenüber war eine Ausspannwirtschaft.Die Postbeförderung von Brinkum nach Heiligenrode wurde mit der Eröffnung der Bahn nach Harpstedt eingestellt.

Conrad Stahmann war einer der letzten „Postillione“, die mit der Postkutsche nach Kirchweyhe fuhren.
1928 wurde die sogenannte „Landverkraftung“ durchgeführt, so daß die Sendungen morgens mit der Landkraftpost gebracht und abends geholt wurden.

„Post-Peters“
„Post-Peters“ mit seiner Postkutsche vor seinem Haus in der Alten Heerstraße
Postamt an der Bremer Straße 2
Das 1956 neuerbaute Postamt an der Bremer Straße 2.
Postbeamte
Von links nach rechts: W. Tabbert, Schalterbeamter, H. Röpke, H. Kniemeyer, H. Wienken.
Heinrich Kniemeyer war ein postalisches Urgestein Brinkums.
Er war über vierzig Jahre zunächst im Zustelldienst und dann am Schalter tätig.
Friedrich Lüllmann und Heinrich Thiele vor Beginn der Zustellfahrt
Heinrich Röpke als Briefträger unterwegs.
Elisabeth Voshage war lange Jahre am Schalter tätig.
Als der letzte Amtsvorsteher 1944 Soldat wurde, übernahm sie das Amt. Sie hatte die schwere Zeit der letzten Kriegsjahre und den Neubeginn nach 1945 zu meistern.
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Kleinbahn statt Kutsche

Verkaufsanzeigen
Mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes in unserem Raum näherte sich die Zeit der Postkutschen dem Ende. Im Mai 1873 wurde die Strecke von Osnabrück nach Bremen in Betrieb genommen. Damit wurden die Fahrposten von Bremen in Richtung Syke und Bassum und umgekehrt eingestellt. Die Posthalter mußten Pferde und Kutschen verkaufen.
Die Eisenbahn löst die Postkutsche ab
Ab Oktober 1910 wurde die Post- und Personenbeförderung von der Kleinbahn Bremen-Thedinghausen übernommen. Gleich hinter der Lokomotive hing der Bahnpostwagen.
Die Post musste per Handkarren von und zum Zug befördert werden.

Am Kleinbahnhof in Brinkum wurde die Post ausgetauscht.
Eisenbahnunglück
Am 01.06.1912 ereignete sich ein schweres Eisenbahnunglück. In einer Kurve kurz vor dem Bahnhof Erichshof hatte jemand eine Schraube in eine Gleisfuge gesteckt und den Zug zum Entgleisen gebracht. Die Lokomotive und der Bahnpostwagen lagen neben dem Bahndamm.
Während Lokomotivführer und Heizer mit dem bloßen Schrecken davon kamen, erlitt der Bahnpostfahrer Mackeben eine Gehirn-erschütterung. Zwei Ärzte aus Brinkum waren gleich zur Stelle und bemühten sich um den Bewusstlosen. Er erholte sich bald wieder, sodass er um 16 Uhr nach Bremen weiterfahren konnte.
Das Auto übernimmt die Personen und Postbeförderung
Die Post eröffnete 1925 eine Personen – Kraftpostlinie von Bremen – Arsterdamm über Brinkum nach Leeste (vorübergehend bis Syke). Sie löste 1937 die Wolterslinie Bremen – Brinkum ab und wurde im selben Jahr bis zur Stadtmitte verlängert. 1939 verkehrten werktags 12 und sonntags bis zu 18 Fahrtenpaare. Der Krieg brachte starke Einschränkungen. Die Busse fuhren nur bis Arsterdamm. Der Sonntagsdienst fiel ganz aus. 1947 wurde wieder werktags mit 11 und sonntags mit 6 Fahrtenpaaren begonnen.
Postbusse
Die Wolterslinie Bremen – Brinkum wurde 1937 von der Post übernommen.
Die ersten Busverbindungen
Carl H. Wolters holte sich mit seinem ersten Bus dem „Wilden Esel“ zunächst Gäste für sein Ausflugslokal von Bremen. Später entwickelte sich daraus die Linienbusverbindung von Bremen nach Brinkum.


Reihe der Stelleninhaber, soweit bekannt:
1580 1645 1678 1681 1704 1717 1717 1732 1745 1799 1830 1846 1877 1902 1906 1908 1919 1945 |
Diderich Rollihusen Dietrich itzo Henrich Rullenhausen Henrich Rullenhausen Henrich Rullinghausen OO Gesche Lohmanns Hof wird an Johan Ahrens abgegeben Johan Ahrens wird „abgemeyert“ Burchard Lüdeken gewesener Zöllner zu Barge Frau Rätin Moyern Hinrich Katenkamp, Hof gekauft Arend Budelmann OO Gesche geb. Klomburg Harm Budelmann Arend Budelmann Hermann Budelmann Hermann Meyer, durch Erbschaft vom Onkel Karl Bischoff, durch Kauf Friedrich Pieper, durch Kauf Carl H. Wolters zerstört |
Johann Ahrens wird 1717 „abgemyert“. D.h. er wird vom Syker Amtmann Hermann Christian Meyer vom Hof vertrieben.
Dem Beschluß des Hofgerichts in Hannover, Ahrens den Hof zurückzugeben, widersetzte sich der Syker Amtmann mit Waffengewalt. Hofnachfolger Burchard Lüdeken war wahrscheinlich ein Günstling des Amtmannes.
Hinter dem Haus sind am 15. April 1813 drei Männer aus Brinkum und zwei aus Leeste von den Franzosen standrechtlich erschossen worden.
Carl H. Wolters holte sich mit seinem ersten Bus dem „Wilden Esel“ zunächst Gäste für sein Ausflugslokal von Bremen. Später entwickelte sich daraus die Buslinie und das Reiseunternehmen.
1945 wurde das Haus zusammen mit der Kirche eingeäschert.

Carl H. Wolters
Carl H. Wolters an seinem 70. Geburtstag im Jahre 1960
Busfahrt mit der Fa. Wolters von Brinkum nach Kastendiek


Motorisierter Individualverkehr

Carl H. Wolters mit Familie in seiner Reiselimousine
Rallyefahrt
Robert (Bob) Ahrens, der Bruder von Anneliese als Rallyefahrer
Autoschau
Autoschau bei Hermann Brinkmeier an der Bassumer Straße in den dreißiger Jahren.
Milchwagen
Der Firmenwagen des Milchgeschäfts Honerkamp vor dem Start nach Bremen.
Cabriolet
Christian Brockmann mit seinem Cabriolet.
Fahrzeugzentrale Martin
Ecke Syker Straße / Mühlenstraße befand sich die Fahrzeugzentrale Martin.
Benzinkutsche
Dr. Röpke mit Benzinkutsche auf seinem Hof Syker Straße 23 (um 1912).
Neuer Adler
Dr. Birch mit Familie (1911) im neuen Adler.
Der frühere Kutscher ist jetzt Chauffeur.
Brinkumer Straßen


Die Bremer Straße vor dem 1. Weltkrieg mit Blick auf die Gabelung Syker Straße

Vor dem Bau der Umgehungsstraße drängte sich der Verkehr durch Brinkums Straßen.
Nahverkehr mit Pferd und Wagen


Budelmanns Gasthaus, Inh. Hermann Meyer bis 1906


Haushaltswarengeschäft Albers – jetzt C.H. Peters
Elternhaus von Johanne Ahrens

Gefkens Gasthaus war eine beliebte Ausspannwirtschaft für die Bauern der Geest, die nach Bremen zum Markt fuhren.

Bieranlieferung bei Brüne Meyer. Die Pferdewagen von Haake Beck kamen bis nach Brinkum.

Dr. Birch vor der Ausfahrt mit Kutsche.

Christian Denker (Rugen Krischan) auf seiner Kutsche vor seinem Haus in der Osterstraße.
Er fuhr mit seinem Gespann für Hochzeiten und andere feierliche Anlässe.

Heinrich Coors als Schweine- und Ferkelaufkäufer (um 1912).

Stellmacherei und Wagenbau Aug. Lohmeier an der Syker Staße um 1914 (heute Volksbank)





Die Brinkumer Feuerwehr (etwa 1930) fährt vierspännig anläßlich eines Festumzuges.

Der Brinkumer Fuhrmann Georg Huckemeyer fährt Schaustellerwagen zum Brinkumer Schützenplatz.

Fahrzeugwerk und Schmiede Tscharntke an der Syker Straße (heute Uhren-Mahlstedt)
Güterverkehr
LKW der Spedition Rösch




Sattelanhänger und Wechselbehälter auf der Fahrt nach Verona/Italien – verlässt den Umschlagbahnhof Bremen-Roland
Familien Rösch und Bruns
Familien Rösch und Bruns vor dem Gasthaus Bruns.
Rechts das Gemischtwarengeschäft des Schwiegersohnes Heinrich Meyer.


Transport der Steine innerhalb der Ziegelei und in das benachbarte Umland.
Modernes Reisen
Rollendes Hotel
Mobil-Tours Rendigs
Woltersbusse heute
Taxi Martin
Quellen:
900 Jahre Brinkum
C. H. Hüchting
Erinnerungen an das alte Dorf Brinkum
Horst Rauschert
Verlag E. & H. Rauschert Brinkum
Brinkum Bilder von Gestern und Heute
Horst Rauschert
Verlag E. & H. Rauschert Brinkum
Brinkumer Postgeschichte
Harry Schröder
Ausstellungsgegenstände / Fotos:
Thomas Hornstein (Wolters), Inge und Jürgen Rautert, Werner Rösch, Dirk Fritz Rendigs, Reinhold Schwier, Harry Schröder, Taxi Martin